Zum 100sten Todestag von Carl May -
Ein Bekenntnis und viele wirre Anmerkungen
1. Bekenntnis:
Ja, ich lese Karl May auch mit über 40 Jahren gerne, oft und regelmäßig!
2. Anmerkungen:
- Ich kenne keinen Authoren, der auf solch penetrante Art latent christlich ist.
- Der lutherische Author hat - über das gesamte Werk betrachtet ein Hierarchie der Religionen: Zuerst kommt der Katholizismus, dann der edle Heide, dann der Islam, dann weitere Glaubenssysteme. Ganz unten steht das östliche Christentum, davon wiederum ganz unten das armenische Christentum (Wohl Herrn May, daß er 1912 starb!) - ach ja: der Protestantismus kommt übrigens so gut wie garnicht vor!
- May war zu Lebzeiten der erste Künstler des 20. Jahrhunderts. Weit vor Dalí und Warhol wurde die Grenze zwischen Künstler und Ouevre, zwischen Inszenierung und Wirklichkeit abgeschafft: "Ich bin Old Shatterhand!"
- Keines der Werke Mays las ich in meiner Jugend im Original. Die Witwe, der Herausgeber und später ein Bamberger Verlag schrieben im jeweiligen Zeitgeist um (und änderten sogar den Vornamen in Karl). Erst ab 1982 - mit Erlöschen des Copyrightes - ist der echte May faßbar!
- Schaue ich in meine Litteraturgeschichten, so ist Karl May in der alten Bundesrepublik inexistent, Triviallitteratur. Die DDR-Wissenschaft scheint ihn durchaus geschätzt zu haben.
- Als Anfang der 60er der klassische Western verstorben war, kamen die unsäglichen May-Verfilmungen - gerade diese aber inspirierten die Macher der Italowestern: Ohne "Winnetou 2" kein "Lied vom Tod"!
- Wir haben in meiner Heimatstadt eine große Freilichtbühne. Zum Karl May-Jubiläum sah ich einen Bericht über die Karl-May-Festspiele in Elspe. Da ertönt Musik; dann tritt Winnetou zu Roß auf; aber bevor er das tut, was Winnetous tun müssen - Fährten lesen, Schurken fangen, OldSchättekarge begrüßen - reitet er eine große S-Linie über die Bühne und grüßt ins Publikum. So ähnlich war (und ist) dies auf der Freilichtbühne meiner Heimatstadt auch: Auch da kommt er hoch zu Roß und bevor er tut, was zu tun ist, reitet er in einer s-förmigen Linie über die Bühne und winkt grüßend, edel ins Publikum - jeden elften November - Sankt Martin!
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