Stellen
Sie sich vor, Sie kommen (wie ich) vom Rhein und haben (wie ich) mit Karneval
nicht viel am Hut. Ich weiß, das ist eine seltsame Kombination, aber wie mein
Beispiel lehrt, doch immerhin prinzipiell im Rahmen der Möglichkeit.
Insbesondere Umzüge und der Sitzungskarneval langweilen Sie zutiefst.
Irgendwann dämmert dann ganz weit hinten in ihrem Kopf der Gedanke auf, eigentlich gibt es
nichts so Schlimmes wie den Karneval. Doch noch bevor die Wolken dieses
Gedankens sich verfestigt haben, wird Ihnen das Gegenargument begegnen. Das
fleischgewordene Gegenargument zur These „Karneval ist das Schlimmste
überhaupt“ ist - der Karnevalshasser. Unabhängig zu welcher Untergattung er
dabei zählt, ob es der fromme Protestant ist, dem das Ganze zu katholisch und
zu leiblich ist, ob es der Zeuge Jehovas ist, der Feiern an bestimmten Terminen
sowieso schon für böse hält oder ob´s der wohlsituierte Bürger ist, der vor dem
tobenden Pöbel auf die einsame Skihütte flieht, alle verbindet sie eins: der
moralinsaure Ton und der Blick, der
gleichzeitig traurig-entsetzt und arrogant ist. Sie können mir nicht folgen?
Spielen Sie bitte kurz in Gedanken mal Folgendes durch – und ich kenne von
diesen Menschen keine Äußerungen zum Thema Karneval, das heißt, auch ich muß
somit dieses Spiel mit Ihnen zusammen spielen – also stellen wir uns vor: Eugen
Drewermann wird zum Thema Karneval befragt. Was wird der wohl sagen? Sehen Sie,
genau das meine ich!
Von
hier
Labels: Hehre Litteratur