Irgenwann kann ich´s ja nicht mehr verheimlichen....
und wo jetzt alle Bücher schreiben
tu ich´s eben auch!
Und worum geht´s?
Hier schon mal ein Appetithäppchen:
nunc vidimus per speculum in aenigmate, so lehrt uns der Apostel Paulus im dreizehnten Kapitel seines ersten Korintherbriefes: nun sehen wir durch den Spiegel in einem Zerrbild. Ob dieser prophetischen Sicht unserer Gegenwart stehen wir heutigen Menschen baff da.
Sie kennen die Situation. Es ist ein schöner, gepflegter, kultivierter Abend, man trinkt einen guten italienischen Landwein, der trotz seines erlesenen Geschmackes fast geschenkt ist, dazu ein Mineralwasser, natürlich medium. Es werden Oliven genascht, nicht irgendwelche grünen oder schwarzen Dinger aus dem türkischen Supermarkt, nein, nein! Das beste Feinkostgeschäft der Stadt war dem Gastgeber gerade gut genug. Dazu nicht etwa Brote, sondern Bruschette, nicht Aufschnitt, sondern Tapas, nicht Gemüsewürfel, nein, Crudités erfreuen Herzen und Sinne der Anwesenden. Aber dann kommt er, der gefährliche Moment. Die Zeit ist leicht fortgeschritten; bei Einzelnen rührt sich tief im Hinterkopf der Gedanke: ein Bier wäre jetzt auch gar nicht so schlecht, und dann einfach ein bischen quatschen und dann Doppelkopf spielen; das wär´s. - Doppelkopf spielen geht natürlich gar nicht und einfach nur quatschen ist bei so einem gepflegten Abend auch nicht vorgesehen. Man kann nicht darüber hinwegsehen, sie ist gekommen, die Zeit der gepflegten Konversation.
Nun wissen wir ja bereits aus dem obigen Pauluszitat, welches politische Magazin ab jetzt die Themen vorzugeben hat. Dennoch stellt gerade dies das Hauptproblem für den Rest des gepflegten Abends dar. Man kann besagter Hamburger Wochenzeitschrift natürlich zustimmen und steht dann in der großen Gruppe der Guten und Wohlmeinenden seinen Mann respektive seine Frau. Gewagter und pfiffiger – aber holla! – ist es andererseits, der aktuellen These des Blattes zu widersprechen. Jedoch auch damit kommt ein Gespräch nicht groß in Fahrt. Jahrelang sind all die Thesen zu Kirche und Gesellschaft, Jugend und Bildung, Genetik und Medizin, Rentenversicherungspflicht und Waldsterben ausgetauscht worden. Um es einmal kritisch zu sagen, handelt es sich bei diesem Austausch meist um jene Art des Austausches, deren sich das Rind auf der Weide im Zug der Verdauung bedient. Die gepflegte Abendgesellschaft käut wieder und wieder und wieder und dann noch wieder. Mit einem Wort, der Wein mag noch so gut sein, die Häppchen noch so schmackhaft, mit Beginn der Konversation geht das Sandmännchen um.
Und jetzt käme Ihre große Stunde, lieber Leser! Jahrelang haben alle dasselbe gesagt, haben gesagt: letztendlich wird der Mensch vom sozialen Umfeld gemacht, haben gesagt: alle Priester sind pädophile Heuchler, haben gesagt: die Polkappen schmelzen ab… Aber jetzt kommt´s: Und Sie sagen zum Beispiel so herrliche Sachen wie: „Mich betrifft das alles nicht, ich bin Semi-Pelagianer“, oder auch: „für mich als Anthropomorphiten“ – eine Einleitung, die wie Himbeerparfait auf der Zunge zergeht; werfen Sie ein: „wir Febronianer“ und schöne Frauen werden Ihnen zu Füßen liegen, gebildete Stützen der Gesellschaft an Ihren Lippen hängen.
Zu dieser Fähigkeit, zu solcher Eloquenz will Ihnen dieses Büchlein ein kleiner Ratgeber sein. Also auf denn und werfen wir einen Blick auf das, was uns in der Geschichte der Ketzereien dienlich sein kann