"Laien"
Zwei Priester aus der Zone aus den ostdeutschen Diözesen, haben sich zur Rolle von Geweihten und (Berufs)Laien in der Kirche geäußert. Es gab Kommentare und verschiedene blogoezesane Antworten und da die (1.) lesenswert sind, (2.) hier gut zusammengefaßt sind und ich (3.) faul bin, so mag dies als Überblick genügen.
Aber ich möchte drei kleine (oder vielleicht doch nicht so kleine) Dinge ergänzen, alle unter der Prämisse, daß das christliche Handeln in der Welt (ach ja, und auch Zeitungsartikel, Kunstwerke und Kompositionen u.v.a.m. sind Handeln in diesem Sinne) die Aufgabe der Laien ist.
1. Anfrage an Laien
Auch der Laie ist nicht zu allem kompetent. Ich habe keinen Führerschein. Ich habe keine Ahnung von Ballgetrete. Ergo: Ich kann mich - auch wenn ich weltgesandter Laie bin - nicht kompetent zu Gangschaltungen und Abseitsfallen äußern. Klingt banal - ist es aber garnicht. Wie oft erleben wir bei Kabinettsumbildungen in Bund und Ländern, daß die Ressorts beinahe zufällig gewechselt werden. Landwirtschaft kann gegen Verteidigung, Medien gegen Finanzpolitik getauscht werden. Und das gilt auf allen Ebenen: Vom Stadtrad bis zum ZdK. Dies jetzt aufkommende Unbehagen sollte uns Laien auf jeder Ebene gleichermaßen hemmen wie beflügeln.
2. "O Ihr Pfaffen laszet die Laien..."
Wichtig ist auch, daß sich Priester nicht in die Aufgaben der Laien einmischen. Nehmen wir mal zwei eindeutige Bereiche, wo ein Laie Stellung beziehen kann, muß und soll: "Verkaufsoffene Sonntage" und "der Mord an Ungeborenen (vulgo Abtreibung)".
Frage an die Laien: Trauen Sie sich zu diesen Themen klare Kante zu zeigen? - Ja? Ich gratuliere und konkretisiere die Frage: Trauen Sie sich zu diesen Themen klare Kante zu zeigen, auch wenn Ihr Gemeindepfarrer oder ein Weihbischof mit auf dem Podium sitzt? Oder befürchten erwarten Sie dann Sätze wie: Ja Frau X, natürlich ist der Sonntag ein hohes Gut, natürlich ist dem Lebensschutz nichts vor zu ziehen, aber wir müssen doch auch die Härten in der konkreten Situation sehen....... Zeigen Sie auch jetzt noch Kante oder schrecken Sie zurück, nicht weil ihnen irgendetwas gesellschaftlich oder finanziell passieren könnte, sondern einfach nur, weil Ihnen die Situation jetzt zu peinlich und zu kindisch geworden ist?
3. Laien als Gemeindeleiter
Warum eigentlich nicht? (Lieber konservativer oder traditioneller Mitleser erschrecke ich Dich jetzt......gemach!) Ich kann mir Situationen vorstellen, in denen ein Laie leiten muß. Denken wir an Diaspora - Situationen; denken wir aber auch an Priester, die außer Sakramente zu spenden nichts können - Was ist denn daran so schlimm? Ein Bäcker soll auch erst einmal backen, die Backstube mag jemand anderes streichen - Weinhändler und Lokführer muß es gleichemaßen geben. Niemand verlangt, daß sie die Aufgabe des jeweils anderen erfüllen. Oder machen wir es mal utopisch. Da bricht auf einmal die Erweckung aus - und dann muß der Pfarrer auf einmal zehn Stunden am Tag Beichte hören und seelsorgerliche Gespräche führen. Und trotzdem muß in dieser Gemeinde noch das Gemeindefest vorbereitet werden - und die Wallfahrt - und jemand muß beim Rosenkranz vorbeten - und einer muß dies an die Presse geben - und auf´s Blog setzen - und dann muß einer eben das ganze noch koordinieren -ich kann mir Situationen vorstellen, in denen ein Laie leiten muß.
Ich kann mir Situationen vorstellen, in denen ein Laie leiten muß. Und nun zum Aber: Ich kann mir Situationen vorstellen, in denen ein Laie leiten muß, ABER NIEMALS darf dies ein dafür bezahlter Laie sein. Nicht der hauptamtliche Pastoralreferent ist hier gefragt, sondern die Chemielaborantin, der Verkehrspolizist oder auch der Witwer mit Kind. Hier schlägt die Stunde des Laien qua Laie-sein und nicht die des forcierten Berufslaien.
Also darum: Ich kann mir Situationen vorstellen, in denen ein Laie leiten muß.
Labels: Aus dem Lande Wisiki, Blogoezese, ein ungenanntes Bistum
4 Comments:
Sehr interessanter Beitrag, vielen Dank. Bei der Frage der Gemeindeleitung denke ich allerdings schon, diese sollte (und zwar tatsächlich, nicht nur pro forma) in der Hand des Priesters bleiben. Dazu müßte man aber eher den Gemeinderat abschaffen.
Aber das hatten wir doch, das war doch normal, dass der Pfarrer beim organisieren des Gemeindefestes, bei Bauvorhaben, bei der Vorbereitung der Sternsingeraktion, beim zusammenstellen des Pfarrbriefs …. , durch den KGR oder Leute aus der Gemeinde unterstützt wurde.
Das hat sich geändert seitdem die „Berufslaien“ (ein schöner Bergriff) gegen Bezahlung solche Felder besetzt haben und so ihre Arbeitszeit ausfüllen.
Ein Priester, der nicht zehn Stunden am TAg "seelsorgerliche Gespräche" führt, sondern überhaupt mal zu einem solchen Gespräch bereit und in der Lage ist - wie glücklich kann sich eine Pfarrei schätzen, die ein solch seltenes Exemplar von Pfarrer bei sich hat! Da hätte ich als "Laie" direkt Lust, alles mögliche andere auch zu "leiten", damit dem Pfarrer das möglich ist, was seine Kernaufgabe wäre. Wenn doch alle Pfarrer dies auch wollten - in unserer Kirche sähe es meiner Meinung nach besser aus!
Hallo Thomas,
danke für diesen interessanten Beitrag. In weiten Bereichen bin ich d'accord, allerdings ist meine Erfahrung als "Berufslaie" ja die, dass die Wirklichkeit etwas differnzierter ist. Vielleicht lässt sich ja mal was beim Bier weiterdenken.
LG
Franjo Roth
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