Nochmal Fronleichnam
Worte des großen Vorsitzenden (2)
Fronleichnam in Hamburg
Nach zwei Jahren verbringe ich Fronleichnam wieder fernab des Abendlandes im hohen Norden. Allein die Kathedrale («Dom» wagt man hierzulande nicht zu sagen) prozediert am Festtage selbst. Dafür, daß man ja das Kathedralesein noch üben muß, ist die Liturgie ganz ansehnlich (wo ist eigentlich der Erzbischof?). Allerdings: die Laiin im liturgischen Phantasiekostüm (so’ner Art Tunizella) teilt demonstrativ die Kommunion aus, während von den zahlreich konzelebrierenden hochwürdigen Herren etliche im Chor sitzen und die geweihten Hände in den Schoß legen. (..........)
Und dann ans Vergnügen: Prozession cum omni apparatu durch St. Georg, Hamburgs neben der Reeperbahn einschlägigstes Viertel, zu einschlägiger Stunde, abends irgendwo nach acht. Wir sind in erfreulich großer Zahl präsent – durch gleichzeitige Fußballspielerei, von denen hier sonst alles redet, lassen sich Diasporakatholiken nicht beirren. Und die Lautsprecherausrüstung sorgt dafür, daß wir nicht nur unübersehbar sind, sondern auch unüberhörbar. Auf zur demonstrativen Station auf dem Hansaplatz, dem einschlägigen Platz des Viertels.
Und die Nutten blicken stumm um den ganzen Zug herum.
Ein milieuspezifisch wirkender Mann versucht zwar, etwas zu randalieren, scheitert aber an völligem Desinteresse. Ebenso ergeht es einem Autobesitzer, dem es wichtig ist, daß jeder erfahre, daß er auch eine Hupe hat.
(......)
Die Lautsprecher begannen ihren Part mit Stottern und Brummen; und als zwei von ihnen sich auf dem Hansaplatz begegneten, führten sie einen Hoquetus auf. Später wurden sie konformistischer, boten einigermaßen passende Texte, wenn sie auch – Gefahr von Lautsprechern allgemein – etwas zu Rederei neigten («Linda kommt aus Litauen. Sie betet für uns jetzt das Vater unser auf …[Erraten Sie’s? Richtig:] .. litauisch»).
Aber was macht’s? all diese Quisquilien beeinträchtigten das eigentliche Ereignis nicht:
An diesem Abend gehörte in St. Georg die Straße uns.
W.H.W.
(Der ganze Text hier: Anm. des Dilettanten)
Labels: Blogoezese, orietur occidens
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